Die Pharmaindustrie ist besser als ihr Ruf. FOPI gestaltet bei der Ausrichtung der Life Science Strategie für Österreich mit. Der Demographische Wandel und der nachhaltige Zugang zu Gesundheitsleistungen werden zur Herausforderung. Jeder Akteur muss Beitrag leisten. Dr. Ronald Pichler, FOPI, im Gespräch mit DI Gisela Zechner
life-science:Im November 2016 hat das BMfWFW die Life Science Strategie für Österreich präsentiert. Wie stehen Sie dazu?
R. Pichler: Die forschende pharmazeutische Industrie in Österreich hat diese Initiative von Anfang an mit großem Interesse und ebensolcher Freude begrüßt und nach Kräften unterstützt. Österreich hat als Standort für Life Sciences und Pharma viel zu bieten – wie auch die betreffenden Wirtschaftszweige umgekehrt vieles für den Standort Österreich beitragen können.
Das FOPI hat sich auf unterschiedlichen Ebenen in den relevanten Themenfeldern in die Erarbeitung dieser zukunftsweisenden Strategie eingebracht. Darüber hinaus hat das FOPI, die von Prof. Haber durchgeführte Ökonomische Impactanalyse, die eine essenzielle Grundlage dafür bildet, maßgeblich unterstützt.
Nach dieser unabdingbaren Grundlagen- und strategischen Arbeit wird es aber nun darum gehen, die aufgezeigten Potenziale zu realisieren und gemeinsam an der weiteren Steigerung der Attraktivität des Forschungs- und Innovationsstandortes Österreich zu arbeiten.
life-science:Welche Herausforderungen sehen Sie auf die pharmazeutische Industrie zukommen?
R. Pichler: 1.) Demografische Dynamik und damit einhergehende Herausforderungen. Hier brauchen wir ein neues Denken, einen neuen Zugang, der den Herausforderungen der Demografie adäquat Rechnung trägt. Mit den Rezepten von gestern sind die Anforderungen von heute und morgen nicht mehr zu bewältigen. Es bedarf eines integrativen, gemeinsamen Vorgehens im konstruktiven Einvernehmen aller Partner im Gesundheitssystem und darüber hinaus, denn jeder Akteur kann und muss einen Beitrag leisten, um unser gutes System für die demografischen Herausforderungen der Zukunft fit zu machen.
2.) Nachhaltige Sicherstellung des Zugangs zu den Ergebnissen des medizinischen Fortschritts
Wir alle sind froh über die Leistungen der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung. Doch wie können wir gemeinsam sicherstellen, dass diese Leistungen auch bestmöglich und zum frühestmöglichen Zeitpunkt bei den richtigen PatientInnen ankommen, wie können wir gemeinsam Modelle entwickeln, die dieses Ziel unterstützen und gleichzeitig das solidarische Gesundheitssystem nicht unverhältnismäßig belasten? Das sind nur einige der Fragen, die in diesem Zusammenhang zu klären sind – und FOPI ist bereit, hier einen inhaltlichen Beitrag zu leisten.
life-science:Welche Imagewerte verdient Ihrer Meinung nach die pharmazeutische Industrie?
R. Pichler: Aus meiner Sicht geht es nicht nur um Image, sondern um Reputation, was für mich der breitere, umfassendere Begriff ist. Wir kämpfen mit unserer Reputation und stehen hier nicht dort, wo wir meinem Empfinden nach stehen sollten. Diese Industrie leistet Großartiges – für den einzelnen Patienten/die einzelne Patientin ebenso wie für das Gesundheitssystem. Wir haben aber großen Nachholbedarf in der Kommunikation dieser Leistungen, genauso wie in der Darstellung und Erklärung unseres Geschäftsmodells. Ich bin der Meinung, dass unsere aktuelle Reputation ein Ergebnis der bisherigen kommunikativen Aktivitäten unserer Industrie abbildet – und hier müssen wir definitiv mehr tun, wozu wir als FOPI auch einen klaren Beitrag leisten wollen und werden. Forschung und Entwicklung, Innovation im Sinne und im besten Interesse der PatientInnen und der Gesundheits- und Sozialsysteme – das ist es, was unsere Industrie ausmacht, und das müssen und werden wir auch verstärkt kommunizieren.
Vielen Dank für das Gespräch
DI Gisela Zechner
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