Beim chronischen Nierenversagen handelt es sich um einen schleichenden Verlust der Nierenfunktion, wobei die Früherkennung dieser Krankheit eine essentielle Rolle spielt. Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz für diese Erkrankung massiv an. Ein internationales Team von WissenschafterInnen arbeitet im EU-Projekt „SCOPE“ intensiv an der Verbesserung des Screenings der chronischen Nierenkrankheit bei älteren Menschen und untersucht innovative Prognosemöglichkeiten abgeleitet von Biomarkern. Foto: (c) D. Schütz / pixelio.de
Chronische Nierenkrankheit: Mehr als 500 Millionen Betroffene weltweit
Wenn die Niere über einen Zeitraum von mehreren Monaten bzw. Jahren schleichend ihre Funktion verliert spricht man von chronischem Nierenversagen (CKD) – auch chronische Nierenkrankheit bzw. Niereninsuffizienz genannt. Neben dem Alter sind vor allem Nierenentzündungen, angeborene Nierenkrankheiten, aber auch Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck als mögliche Krankheitsursachen zu nennen. „Die glomeruläre Filtrationsrate gilt als Maßeinheit für die Nierenfunktion. Bei der chronischen Nierenkrankheit sinkt dieser Wert dauerhaft auf unter 60 ml/min/1,73 m² ab“, beschreibt Univ.-Prof. Dr. Gerhard Wirnsberger, Klinische Abteilung für Nephrologie, Medizinische Universität Graz, die Erkrankung. Der fortschreitende Funktionsverlust der Nieren kann schließlich zur Dialysepflicht führen bzw. eine Transplantation notwendig machen. Ab dem 70. Lebensjahr steigt die Krankheitshäufigkeit massiv an. Der Früherkennung und damit verbunden einem sofortigen Therapiebeginn kommen große Bedeutung zu, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Im Rahmen des EU-Projektes „SCOPE“ – Screening for CKD among Older People across Europe“ beschäftigt sich ein internationales Team mit der Optimierung der Früherkennung von CKD in der älteren Bevölkerung. Den Beitrag der Med Uni Graz in diesem interdisziplinären Konsortium leitet Gerhard Wirnsberger. An der Medizinischen Universität Graz hat man nun im Oktober dieses Jahres mit der Rekrutierungsphase für die Studie begonnen.
SCOPE: Internationale Handlungsempfehlungen sollen Früherkennung optimieren
In dem von der Europäischen Kommission im Rahmen von Horizon 2020 – EU-Programm für Forschung und Innovation - geförderten Forschungsprojekt fokussieren sich die beteiligten Organisationen gemeinsam auf die derzeit international sehr unterschiedlichen Screeningmethoden der CKD. Dabei liegt der Fokus der ForscherInnen auf Personen ab dem 75. Lebensjahr, für die es bis jetzt keine verbindlichen medizinischen Richtlinien gibt. „Neben der Bewertung der Aussagekraft der unterschiedlichen CKD-Screeningverfahren wird auch die Wirtschaftlichkeit dieser Methoden im Projekt untersucht“, so Gerhard Wirnsberger. Im Rahmen einer multinationalen, multizentrischen Kohortenstudie werden Menschen im Alter ab 75 Jahren an SCOPE teilnehmen, die an der chronischen Nierenkrankheit leiden. Dabei verfolgt das Projektteam ambitionierte Ziele. „Das CKD Screening in der älteren Bevölkerung soll weitgehend verbessert werden, wobei aktuelle state-of-the-art Methoden mit innovativen Biomarkern, welche die Nierenfunktion anzeigen, in Bezug auf ihre Aussagekraft verglichen werden sollen“, nennt Gerhard Wirnsberger wichtige Projektziele. Die Ausarbeitung einer gesamteuropäischen Handlungsempfehlung für das CKD-Screening bei älteren Menschen soll das Endergebnis des Projekts darstellen.
Management von chronischen Nierenerkrankungen
Neben der Rekrutierung von insgesamt 350 PatientInnen in einem Zeitraum von acht Monaten und der wissenschaftlichen Aufarbeitung der PatientInnendaten ist die Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Gerhard Wirnsberger für alle internationalen Medienaktivitäten einschließlich der Erstellung von Präsentationsmaterial, Broschüren, Trainingsmaterial etc. verantwortlich.
Mit dieser Studie werden auch bereits laufende nationale Aktivitäten zum Thema „Management von chronischen Nierenerkrankungen“ (Projekt der steirischen Gesundheitsplattform “Niere.Schützen“, getragen von Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz und der nationalen Fachgesellschaft ÖGN) bzw. Kooperationen mit den europäischen Fachgesellschaften für Geriatrie (EUGMS) und Nephrologie (EDTA) u.a. “CKD in Elderly“ wissenschaftlich begleitet. www.scopeproject.eu
Als großes Ziel soll daraus schließlich ein „European education program“ mit standardisierten Handlungsleitlinien für MedizinerInnen und Europäische Stakeholder entstehen. Davon abgeleitet werden auch entsprechende Schulungsprogramme für Betroffene und deren Angehörige erarbeitet.
Quelle: Medizinische Universität Graz
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Gerhard Wirnsberger
Klinische Abteilung für Nephrologie
Universitätsklinik für Innere Medizin
Tel.: +43 316 385 80282
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
- Details
- Veröffentlicht: 21. November 2016