Bei der Abwehr von Bakterien und Erregern spielen Makrophagen, die so genannten Fresszellen durch das Aktivieren entzündlicher Prozesse eine wichtige Rolle. Das Protein Lipocalin 2 behindert und bremst im Fall einer durch Pneumokokken ausgelösten Lungenentzündung (Pneumonie) diese wichtige Funktion der Immunantwort. Das haben WissenschafterInnen der MedUni Wien unter der Leitung von Sylvia Knapp, Leiterin des Labors für Infektionsbiologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin I, herausgefunden.
„Je höher der Lipocalin-2-Wert, desto schlechter die Prognose“, fasst Knapp zusammen. Ungeklärt bleibt jedoch, wodurch das Protein, das generell bei der Aufnahme von Eisen im Körper sehr wichtig sein kann die Makrophagen dabei hindert, die wichtigen Entzündungsprozesse zu starten.
Doppelrolle von Lipocalin 2
Dabei wird dem Lipocalin 2 eine Doppelrolle zugeschrieben, erklärt Knapp: „Zum einen deaktiviert es selbst die Makrophagen, zum anderen ist es ein Marker für deaktivierte Fresszellen.“ Lipocalin 2 könnte man künftig also auch als Biomarker für die Pneumonie einsetzen.
Wechselwirkung mit Cortison
Zudem stellten die ForscherInnen fest, dass bei Intensiv-PatientInnen mit Pneumonie, die mit einem Cortison-Spray behandelt wurden, Lipocalin 2 ebenfalls erhöht ausgeschüttet war, also genau das Gegenteil der erwünschten Wirkung eingetreten war. Knapp: „Das bedeutet, dass die Betroffenen den Cortison-Spray zumindest dosiert einsetzen sollten.“
Die Lungenentzündung ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO die weltweit am häufigsten zum Tod führende Infektionskrankheit, jährlich sterben daran Schätzungen zufolge zwischen drei und vier Millionen Menschen. Besonders alte und geschwächte Menschen sind gefährdet – aber auch Kleinkinder und Babys. Rund 40 Prozent aller Lungenentzündungen werden durch Pneumokokken ausgelöst.
Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Top-Magazin „The Journal of Clinical Investigations“ veröffentlicht:
“Lipocalin 2 deactivates macrophages and worsens pneumococcal pneumonia outcomes.” J. Warszawska, R. Gawish, O. Sharif, S. Sigel, B. Doninger, K. Lakovits, I. Mesteri, M. Nairz, L. Boon, A. Spiel, V. Fuhrmann, B. Strobl, M. Müller, P. Schenk, G. Weiss und S. Knapp. J Clin Invest 2013, July 1. doi:10.1172/JCI67911 ( http://www.jci.org/articles/view/67911).
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- Veröffentlicht: 23. Juli 2013