An der Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien wurde erstmals 2010 mit der Ex-vivo-Perfusion ein spektakuläres neues Verfahren zur Verbesserung qualitativ schwacher Spenderlungen vor der Transplantation angewandt. Mit der Ex-vivo-Perfusion kann der Zustand von potenziellen Spenderlungen vor einer Transplantation verbessert bzw. „repariert“ werden. Foto: (c) Med Uni Wien
Lungen, die früher nicht verwendet worden wären, zeigen mit Hilfe dieser Methode – dabei wird das Organ an ein Beatmungsgerät angeschlossen und gespült – eine beeindruckende Verbesserung der Funktion und können implantiert werden. Nun soll in aktuellen Studien an der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien gezeigt werden, ob die Ex-vivo-Perfusion auch für qualitativ hochwertige Lungen noch Verbesserungspotenzial bietet.
„Dadurch könnten wir die Lebensdauer von ohnehin starken Lungen noch weiter verbessern. Erste Hinweise dafür gibt es“, sagt Walter Klepetko, seit mehr als 20 Jahren Leiter des Lungentransplantationsprogramms der MedUni Wien/AKH Wien. Rund 120 Lungen werden hier jährlich transplantiert – das sind Zahlen, die nur noch die Zentren in Hannover, Pittsburgh und Cleveland erreichen.
Die Perfusion wird mit einer blutlosen Lösung bei Körpertemperatur durchgeführt. Die Spenderlunge wird anfänglich wie bisher üblich gekühlt in den Operationssaal gebracht und dann nach einem genauen Schema an die Perfusion angeschlossen und über einen Zeitraum von 30 Minuten aufgewärmt. Die Beatmung wird erst begonnen, nachdem die Lunge auf Körpertemperatur aufgewärmt ist, um Schäden am Organ zu vermeiden. Während der Ex-vivo Perfusion werden laufend die entscheidenden Parameter wie Sauerstoffaufnahme, die Elastizität der Lunge und die Beatmungsdrücke überwacht und damit die Organfunktion kontrolliert. Die Lunge wird durch eine spezielle Lösung mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und der Flüssigkeitshaushalt optimiert. Foto: Ex vivo Perfusion unter der Glaskuppel (c) Med Uni Wien
Ein riesiger Pool an Spenderlungen
An der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien werden auch alle Spenderlungen aus der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Griechenland, Zypern, Rumänien und Estland transplantiert, da diese Länder selbst kein Transplantationszentrum besitzen.
Klepetko: „Da wir mehr Lungen bekommen, als wir benötigen, ist das eine win-win-Situation für alle. Die ganze Welt beneidet uns darum.“ Betroffene aus Österreich, aus den erwähnten Ländern, aber auch aus anderen Staaten im Rahmen der Eurotransplant, der zentralen Vermittlungsstelle für Organspenden in Europa, können aus diesem großen Pool rechtzeitig versorgt werden. „Hätten wir nicht die Möglichkeit, auf so viele Organe zuzugreifen, könnten wir die auf eine Spenderlunge wartenden ÖsterreicherInnen nicht so schnell versorgen.“ Aktuell stammen rund zwei Drittel der Lungen, die in Wien transplantiert werden, aus den acht kooperierenden Ländern mit insgesamt 63 Millionen Einwohnern.
Kürzere Wartezeit auf eine Spenderlunge
Operationstechnische Entwicklungen wie die komplette Teilung eines linken Lungenflügels und die Verwendung für eine beidseitige Transplantation, die immer häufiger angewendete Lebend-Lungentransplantation (Verpflanzung eines Lungenlappens zumeist von Vater und Mutter an ein Kind) oder technologische Errungenschaften wie der Einsatz des extrakorporalen Oxygenierungssystems (ECMO) im Rahmen einer Transplantation, bei dem die Wiener Chirurgen weltweit führend agieren, gewährleisten die optimale Versorgung.
Die Folge: PatientInnen warten in Wien nur etwa halb so lang wie im übrigen Eurotransplant-Raum auf eine Lungentransplantation (182 gegenüber 359 Tage). Und auch die Qualität der Eingriffe ist messbar: 83 Prozent der nach dem Jahr 2000 an der MedUni Wien transplantierten PatientInnen leben mindestens ein Jahr, 65 Prozent mindestens fünf Jahre. Klepetko: „Das sind im internationalen Vergleich Spitzenwerte.“
Rückfragen an:
Ing. Klaus Dietl
Tel.: 01/ 40 160 11 503
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- Veröffentlicht: 09. September 2013