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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Mikrobiome im Doppelpack

on 04 April, 2024

Gleich zwei Konferenzen über die Bedeutung von Mikroorganismen für die Landwirtschaft veranstalten heuer das AIT und die ÖGMBT: die neue Food System Microbiomes International Conference und die bestens etablierte miCROPe

 

Vom 14. bis 17. Mai veranstalten das Austrian Institute of Technology (AIT) und die Universität Turin mit mehreren Partnern, darunter der Öster­reichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT), die erste Food System Microbio­mes International Conference. Laut Angela Sessitsch, der Leiterin der Competence Unit Bioresources am AIT, geht es um eine ganzheitliche Betrachtung der Rolle von Mikrobiomen im Lebensmittelsystem, vom Acker bis zur menschlichen Verdauung sowie zur Verwertung allfälliger Abfall­materialien. „Das sehen wir uns in allen Facetten an, beginnend mit der pflanzli­chen und tierischen Produktion bis zu den Gesundheitsaspekten“, berichtet Sessitsch. Ihr zufolge spielen Mikrobiome, also Lebensgemeinschaften von Mikroorganis­men, in all diesen Bereichen eine wichtige Rolle, „sei es, was die Nachhaltigkeit anbe­langt, was die Gesundheit betrifft, und auch, was die Effizienz der Nahrungsmit­telproduktion angeht“. Bereits etablierte Konferenzen nehmen üblicherweise spe­zifische Aspekte dieses Themenkomplexes in den Blick. Die Food System Microbiomes International Conference dagegen soll ein Gesamtbild vermitteln. Laut Sessitsch findet die Konferenz unter der Ägide der MicrobiomeSupport Association statt. Dabei handelt es sich um eine Ende 2023 gegründete Gesellschaft, die sich mit der Rolle von Mikrobiomen in Lebensmittelsystemen beschäftigt. Mitglieder der MicrobiomeSupport Associa­tion sind wissenschaftliche Einrichtungen ebenso wie Unternehmen. Die Gesellschaft entstand im Zuge einer von Sessitsch geleiteten Coordination & Support Action der EU. Beteiligt waren neben europäischen Einrichtungen auch Institutionen aus Kanada, Australien, den USA, China, Indien, Neuseeland, Brasilien, Argentinien und der Republik Südafrika. „Das Ganze war sehr international ausgerichtet, und das soll auch die MicrobiomeSupport Associa­tion sein“, konstatiert Sessitsch. Die Konfe­renz in Turin wiederum dient nicht zuletzt dazu, die Gesellschaft in der fachspezifi­schen Öffentlichkeit bekannt zu machen. Stattfinden soll diese im Zweijahresrhyth­mus: „Aber das müssen wir in der General­versammlung beschließen, die während der Turiner Konferenz stattfindet.“Behandelt werden heuer unter ande­rem Mikrobiome und die Düngemittel­krise, Antibiotikaresistenzen, CO2­Emis­sionen, Fragen der Lebensmittelqualität, Mikrobiome, die die menschliche Gesund­heit beeinflussen, sowie die Herstellung und die Haltbarmachung von Lebensmit­teln. Den Abschlussvortrag hält Karel Cal­lens, Senior Advisor in der Food Systems and Food Safety Division der Food and Agriculture Organization (FAO), der Ernäh­rungs­ und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Sessitsch zufolge handelt es sich um einen „Schlüsselvor­trag“ der Konferenz: „Die Teilnahme von Herrn Callens zeigt, dass die Thematik auch für die FAO von hoher Relevanz ist.“


Organisatorisch auf Schiene
Organisatorisch gesehen, ist die Food System Microbiomes International Confe­rence laut Sessitsch bereits weitgehend auf Schiene, nicht zuletzt dank der Unterstüt­zung durch die ÖGMBT. Persönliche Mit­glieder der ÖGMBT erhalten einen Rabatt auf die Teilnahmegebühr. Institutionen und Firmen, die Mitglieder der ÖGMBT sind, wird ein Rabatt auf die Ausstellungs­gebühren gewährt. Die Federation of Euro­pean Microbiological Societies (FEMS) bie­tet Forschenden am Beginn ihrer Karriere Reisestipendien. Für junge Wissenschafts­treibende ist die Konferenz laut Sessitsch attraktiv, „weil das ein Wachstumsbereich in der Forschung ist. Wir haben bewusst sehr niedrige Teilnahmegebühren für junge Forschende. Und natürlich gibt es auch Posterpreise und Ähnliches“.


Zum fünften Mal miCROPe
Fast auf den Tag genau zwei Monate nach der Food System Microbiomes Inter­national Conference, nämlich vom 15. bis 18. Juli, halten das AIT und die ÖGMBT in Wien die bestens etablierte Fachtagung „Microbe­assisted crop production“ („miCROPe“) ab. Wie 2015, 2017, 2019 und – pandemiebedingt – 2022 befasst sie sich auch heuer wieder mit der Anwendung von Mikroorganismen zur quantitativen Steigerung sowie zur qualitativen Ver­besserung der landwirtschaftlichen Pro­duktion. Sessitsch zufolge ist das Programm fer­tiggestellt, die Registrierung ist angelau­fen. Die Ausrichtung der miCROPe besteht nach wie vor in einem „Brückenschlag zwischen der Grundlagenforschung und den Anwendungen“. Etwa 25 Prozent der Teilnehmer stellen Unternehmen, die die Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schätzen. Zu den Hauptthemen gehört diesmal die Rolle von Mikroorga­nismen für die Qualität von Lebensmitteln sowie Data Sciences. Laut Sessitsch wer­den in den Data Sciences „immer mehr Präzisionstools entwickelt. Und für diese Tools kann man auch Mikrobiomdaten nutzbar machen, z. B. für landwirtschaftli­che Anwendungen“. Gewissermaßen bereits „Tradition“ haben die „Satellite Workshops“ im Umfeld der miCROPe. Heuer gibt es drei davon. Sie befassen sich mit der gezielten Nutzung von Interaktionen zwischen Mikroben und Pflanzen bei der Pflanzenzucht, mit fortge­schrittenen Mikroskopietechniken sowie mit regulatorischen Aspekten. Ebenso wie bei der Food System Micro­biomes International Conference ist die Teilnahme an der miCROPe für ÖGMBT­Mitglieder verbilligt. Institutionen und Fir­men, die Mitglieder der ÖGMBT sind, erhal­ten auch bei der miCROPE einen Rabatt auf die Ausstellungsgebühren. Überdies gewährt die FEMS jungen Forschenden auch für diese Konferenz Reisestipendien.


Interesse ungebrochen
Sessitsch zufolge ist das Interesse für Boden­ und Pflanzenmikrobiome und deren große Bedeutung für Agrosysteme ungebrochen. Solche Lebensgemeinschaf­ten von Mikroorganismen erfüllen viel­fältige und wichtige Funktionen für ihre „Wirte“. Unter anderem unterstützen sie Funktionen wie die Nährstoffbereitstel­lung, die Pflanzengesundheit, die Stress­toleranz sowie die Eindämmung von Krankheitserregern und Schädlingen. Ein vertieftes Verständnis für das Interagieren von Mikroorganismen und Pflanzen könne folglich dazu beitragen, neue Anwendun­gen für die Verbesserung der Pflanzen­zucht zu entwickeln und Alternativen zu angelegentlich als problematisch betrach­teten chemischen Pflanzenschutzmitteln bereitzustellen. Ungebrochen dürfte deshalb auch das Interesse an der miCROPe sein: Wie schon 2022 rechnet Sessitsch auch heuer wieder mit etwa 300 bis 320 Teilnehmern.  

www.foodsystemsmicrobiomes.org

www.micrope.org

www.oegmbt.at

www.ait.ac.at

 

Published in Chemiereport 01/2024