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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

„Quick Win“ war gestern – dreifache Nachhaltigkeit gilt heute (Teil 1)

Thursday, 19 November 2015 11:17

Dr. Ronald Pichler, GSK Glaxo Smith Kline langfristiger und nachhaltiger Wertzuwachs ist als neues Credo – auch am Kapitalmarkt - bemerkbar. Gesellschaftliche Verantwortung im Vormarsch. In unternehmerische Kernprozesse integrierte Corporate Social Responsibility, CSR kann eine Strategie zu stabiler Wirtschaftlichkeit sein. Unternehmerische Aktivitäten zeigen Rückwirkungen auf persönliche Einstellungen und das Verhalten von MitarbeiterInnen. Dr. R. Pichler im Interview mit Gisela Zechner Foto: (c) pichler, GSK

life-science:CSR wird häufig mit Ethik oder auch Compliance in Verbindung gebracht. Was verbindet diese Themen bzw. wodurch unterscheiden sie sich.  

Dr. R. Pichler: Danke für diese Frage, denn eine klare Begrifflichkeit macht es leichter über diese Themen wirklich profund zu diskutieren. Im unternehmerischen Kontext könnte man Ethik auch mit der Unternehmensphilosophie vergleichen. Ethik ist der Wertekanon einer Einzelperson, eines Unternehmens oder ganzer Gesellschaften. Werte sind die Basis für Einstellungen, und Einstellungen steuern unser sichtbares Verhalten. Bei GSK gelten z.B. Werte wie „Integrity“ oder „Patientenorientierung“. In unserem Kulturkreis wird Ethik oft mit dem Kategorischen Imperativ von Kant in Verbindung gebracht.

Compliance ist demgegenüber eine konkrete unternehmerische Funktion, die darauf zu achten hat, dass sämtliche Prozesse und Entscheidungen mit externen wie auch internen Regulativen und Gesetzen übereinstimmen. Gerade pharmazeutische Unternehmen finden sich in einem immer ausgeklügelteren Regelwerk. Die Aufgabe, Compliance sicherzustellen, gewinnt an Relevanz und Aufwand. Z.B bei GSK wurde Compliance vor zwei Jahren noch vom Medical Director neben seinen sonstigen Aufgaben mit erledigt. Heute gibt es dafür den Compliance Officer als eigene Position, im lokalen Management Team verankert,  sowie eine Position für Medical Governance und selbstverständlich nach wie vor den Medical Director.

life-science:Die wörtliche Übersetzung von „compliance“ lautet Zustimmung, Übereinstimmung bis hin zu Folgsamkeit und Unterwürfigkeit. Nicht unbedingt attraktiv - was steckt hinter diesem Begriff.  

Dr. R. Pichler: „ja“, es geht um Übereinstimmung. Um Übereinstimmung des Verhaltens mit unseren Werten sowie sämtlichen internen und externen Regulativen. Der Ursprung von Compliance liegt aber im Risikomanagement. Es dient dazu, all jene Risiken im Griff zu behalten, die sich aus dem operativen Handeln von Management, Vertrieb, Marketing oder anderen Abteilungen ergeben. Es geht hier nicht um Markt- oder Produktionsrisiken, sondern um das Einhalten der Gesetze und Regulative. Es gibt externe Verhaltenskodizes wie den EFPIA Kodex (European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations) oder den Pharmig Kodex; wir haben interne Verhaltenskodizes wie unseren „Code of Contract“ sowie eine Fülle von weiteren internen Policies und Sop‘s (standard operating procedures - Arbeitsanweisungen Anm.d.Red.) an die wir uns halten müssen. Compliance hat die Aufgabe, sicherzustellen, dass diese Fülle an Regulativen beim unternehmerischen Handeln eingehalten wird.

Bei Corporate Social Responsibility geht es demgegenüber darum, wie ein Unternehmen seine gesellschaftliche Verantwortung lebt und in seine unternehmerischen Kernprozesse integriert. Ein wesentlicher Gedanke dabei ist die dreifache Nachhaltigkeit – People – Planet – Profit.

life-science:Wie ist der Gedanke der dreifachen Nachhaltigkeit zu verstehen?

Dr. R. Pichler: Zeitgenössische Corporate Social Responsibility verlangt die umfassende Integration des Gedankens der dreifachen Nachhaltigkeit in unternehmerische Kernprozesse.
Das bedeutet, Ressourcen nicht zu vergeuden sondern effektiv und nachhaltig einzusetzen - „Planet“. Mitarbeitern, ein in vielfacher Hinsicht förderliches Umfeld zu bieten, dieses Umfeld und die Interaktion mit ihnen in positiver Art und Weise zu gestalten, sodass sie sich entfalten und sich mit ihren Fähigkeiten und Talenten einbringen können – „People“. Weiters ist der „Profit“ wichtig, aber es steht nicht der „Quick Win“ im Vordergrund, sondern eine vorausschauende, stabile wirtschaftliche Entwicklung.

life-science:Steht dies nicht im Gegensatz zu den Interessen der Shareholder?

Dr. R. Pichler: Mittlerweile wird auch am Kapitalmarkt der Erfüllungsgrad einzelner Unternehmen in Bezug auf ihre gesellschaftliche Verantwortung genau unter die Lupe genommen.

life-science:Unter die Lupe genommen, aber wonach wird entschieden? Am Finanzmarkt haben rasche Kursanstiege, kurzfristige Investments und Gewinnmitnahme als Strategie, nach wie vor Saison.

Dr. R. Pichler: Der Shareholder ist einer von vielen Stakeholdern, sicherlich ein erheblicher ,aber auch nicht der einzige. Mittlerweile beobachte ich, dass sich die Überlegung der Langfristigkeit auch in der Bewertung am Kapitalmarkt bemerkbar macht . D.h. das eine ist vielleicht ein Quick Win, den ich durch einen kurzfristigen Kursanstieg generieren kann, das andere ist ein kontinuierliches Wertwachstum mit stabilen Dividendenrenditen.

life-science:Läuft CSR nicht Gefahr als nicht leistbarer Luxus gesehen zu werden oder zu einem „moralischen Feigenblatt“ und einem Marketing oder PR-Gag degradiert zu werden?

Dr. R. Pichler: „nein“, wie schon erwähnt, es geht bei CSR um die dreifache Nachhaltigkeit – People – Planet – Profit und somit zielt es ebenso auf ein langfristiges, stabiles Wertwachstum des Unternehmens ab. Wesentlich ist die Integration in die unternehmerischen Kernprozesse.
Ich bringe zwei Beispiele um den Unterschied zu verdeutlichen. Wenn man öffentlichkeitswirksam eine Spendenaktion durchführt, dann reicht dies für good corporate citizenship; es ist gut und nett, der Spendenempfänger freut sich und das Unternehmen kann kurzfristig einen Werbewert generieren, - das ist aber nicht corporate social responsibility.

Ganz anders sieht es aus, wenn z.B. ein Logistikunternehmen seine Flotte auf schadstoffarme Fahrzeuge umstellt, oder wenn ich bei der Auswahl des Standortes auf Energieffizienz des Bürogebäudes achte, dann ist es Integration in die Kernprozesse.
Wenn GSK zum Bsp. einen Teil seines Umsatzes, den es in Ländern in Afrika generiert, wiederum in den Aufbau der Gesundheitsinfrastruktur in diesem Land reinvestiert, dann ist das nachhaltig. Dann ist das aus meiner Sicht wirklich gelebte gesellschaftliche Verantwortung.

life-science:Kann man Ihnen hier nicht unterstellen, Sie investieren damit lediglich in Ihre eigenen Absatzkanäle bzw. möchten Energiekosten senken?

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Published in life-science