“Wer ist da?”, vernimmt sie eine kräftige Stimme aus dem Inneren des Raumes. Eine starke, aber dennoch sehr angenehme Stimme, empfindet sie.
“Ich bin es, NOISIV”, antwortet sie. “Ich möchte mir gerne die Festung der Angst näher ansehen.”
“Was willst du?”, fragt die Stimme verwundert. “Kein Mensch kommt freiwillig hierher, um sich die Festung der Angst anzusehen. Hast du nichts Besseres zu tun? Warum gehst du nicht ins Kino oder sitzt vor dem Fernseher, dem Computer oder spielst mit dem Handy, so wie die meisten anderen Menschen auch?”

Seite 20

NOISIV war aufgebrochen, um sich die Festung der Angst näher anzusehen. Wer kennt sie nicht, die Stimme der Angst. Dieses aufkommende Gefühl von Unbehaglichkeit, die Furcht vor dem, was kommen mag. Das Gefühl der Angst ist immer in die Zukunft gerichtet und mit Ungewissheit über den Ausgang einer Situation, die vor uns liegt, verbunden. Wenn diese Angst zu groß wird, dann hemmt sie uns daran, weiter voranzuschreiten. Viele nehmen es als Schwäche wahr, wenn jemand seine Angst eingesteht. Daher neigen viele Menschen dazu, ihrer Stimme der Angst kein Gehör zu schenken. Sie lenken sich lieber ab, mit Kino, Fernseher, Handy oder anderem. Doch damit wird ihr Gefühl der Angst nur betäubt, vorübergehend stillgelegt. Langfristig kostet es viel Energie, diese verdrängte Angst im Zaum zu halten.

Doch die Angst ist ein archaisches Gefühl, das dem Menschen schon seit Jahrtausenden das Überleben sichert. Nur wenn er eine Gefahr erkennt, kann er sich aus der Gefahrenzone bewegen, kann er eine Gegenmaßnahme ergreifen. Angst ist nichts anderes als das Erkennen einer Gefahrensituation und eröffnet dem Menschen die Chance, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um sich nicht zu gefährden. Wenn die Menschen von sich aus bei Sturm die natürliche Angst spüren würden, von einem Baum oder herabfallenden Ast erschlagen zu werden, dann würden sie bei diesen Witterungsverhältnissen erst gar nicht in den Wald hinein gehen. Sie müssten nicht erst davor gewarnt werden.

Dadurch, dass wir den natürlichen Zu- und Umgang mit unserer Angst verlernen, vergrößert sich zum einen die Panik vor der Angst und zum anderen werden wir leichter manipulierbar und anfälliger für Panikmache und das schüren von Ängsten, denn es fehlt die konstruktive Auseinandersetzung damit.

• Erinnerst Du dich an eine Situation in der Du das Gefühl der Angst hattest? Wie bist Du damit umgegangen? Was hat Dir dabei geholfen, diese Angst zu überwinden?
• Wie geht es Dir mit Menschen, wenn Du merkst, dass sie Angst haben? Wie reagierst Du darauf? Nimmst Du sie mit ihrer Angst ernst, versuchst Du sie zu beruhigen, oder greift die Angst auf Dich über?
• Beobachtest Du in unserer Gesellschaft Situationen, in der mit der Angst anderer gespielt und irrationale Ängste geschürt werden?

Sie möchten die ganze Geschichte lesen, oder das Buch verschenken.