Lebensqualität und Nachhaltigkeit sind kein Gegensatz

Wednesday, 25 August 2021 11:55

Foto: (c) Felipe-Dias / unsplash.comSozialökologen an der Universität für Bodenkultur Wien forschen nach der Strategie für hohe Lebensqualität bei möglichst geringem Ressourcenkonsum.

Gesellschaften nutzen materielle und energetische Ressourcen, um langlebige Strukturen wie Gebäude, Infrastrukturen oder Maschinen aufzubauen, zu erhalten und zu nutzen, also einen „sozialen Stoffwechsel“ zu unterhalten. Unter der Annahme, dass der soziale Stoffwechsel hauptsächlich dem Ziel folgt, – Nutzen aus Produkten oder Dienstleistungen zu ziehen, – führt zum Konzept eines „Stock-Flow-Service-Nexus“. Dieser Nexus-Ansatz*) verbindet biophysikalische Vorräte und Ströme, die am sozialen Stoffwechsel beteiligt sind, mit den Dienstleistungen, Leistungen und Produkten, die zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen. 

Naturwissenschaft verknüpft mit Sozialwissenschaft

Klimawandel, Diversitätsverlust und andere ökologische Krisenphänomene, die wir derzeit beobachten, zeigen, dass es letztlich darum geht, unseren Ressourcenverbrauch zu verringern und uns gleichzeitig ein gutes Leben sicherzustellen. Die wissenschaftliche Forschung dazu ist jedoch sehr komplex. Dabei müssen Untersuchungen über den Verbrauch von Material und Energie mit naturwissenschaftlich technischen Methoden durchgeführt, und Fragen, wie sich Gesellschaften organisieren und was den Ressourcenverbrauch vorantreibt, mit sozialwissenschaftlichen und ökonomischen Methoden erforscht werden. „Der Knackpunkt dabei ist die Verknüpfung von naturwissenschaftlichen mit sozialwissenschaftlichen Analyseansätzen“, betont Helmut Haberl vom Institut für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur Wien.

Eine Fragestellung – zwei Ansätze

In ihrer neuen Publikation diskutiert das Forscher-Team rund um Helmut Haberl zwei mögliche Ansätze. Der „Stock-Flow-Service-Nexus“ basiert auf der Annahme, dass der gesellschaftliche Stoffwechsel hauptsächlich darauf abzielt, aus Produkten und Dienstleistungen einen Nutzen zu ziehen. Dabei verbindet er biophysische Vorräte und Ströme, die den gesellschaftlichen Stoffwechsel ausmachen, mit Dienstleistungen, die zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen. Ein Nexus, der über das engere Konzept der „Ökoeffizienz“ hinausgeht.

Der „Stock-Flow-Practice-Nexus“ ist ein zweiter Ansatz, der zusätzlich die Beziehungen zwischen Vorräten, Strömen und der praktischen Anwendung fokussiert. Er betrachtet z.B. alltägliche Routinen in Verbindung mit Ressourcenverbrauch. „Wir haben Dienstleistungen und tägliche Routinen in unsere Nexus-Ansätze einbezogen, und das eröffnet uns eine neue Sicht auf institutionelle Strukturen im Kern des ‘sozialen Stoffwechsels’“, so Haberl. „In unserem Artikel diskutieren wir, wie diese beiden Ansätze als heuristische Modelle der interdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung dienen können und skizzieren die unterschiedlichen konzeptionellen und empirischen Forschungsrichtungen auf, zu denen jeder dieser beiden Ansätze inspirieren kann.“

Haberls Botschaft: „Es geht um die großen Investitionsentscheidungen, um räumliche Muster von Wohnen, Mobilität, Arbeitsplätzen und andere Services, die die Menschen im täglichen Leben brauchen. Institutionelle Strukturen bestimmen massiv unsere Alltagsroutinen. Daher ist Klimaschutz per Appell an jeden Einzelnen allein zu wenig.“

Link zur Publikation: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921800921000070

Kontakt:
Ao.Univ.Prof. Mag. Dr. Helmut Haberl
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Soziale Ökologie
Email: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
Telefon: +43 699 19130591

*) Bei diesem Ansatz werden Wechselwirkungen zwischen eng verbundenen Sektoren berücksichtigt (Nexus = lateinisch für Verbindung, Gefüge). Der Kerngedanke des Nexus-Ansatzes lautet: In Anbetracht von Ressourcenknappheit und unzureichender Versorgung müssen die Bewirtschaftung der Ressourcen Wasser, Energie und Land und die Sicherung der (Grund-)Versorgung durch die beteiligten Sektoren in Zusammenarbeit geplant und ausgeführt werden. (Quelle: https://www.bmz.de/de/entwicklungspolitik/wasser/wasserpolitik/integriertes-wasserressourcenmanagement-und-nexus-ansatz-20636)

(GZ)
Quelle: Universität f. Bodenkultur
Foto:

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