Ist es eine Last, oder ist eine Herausforderung nicht doch eine große Chance. Die Chance, die eigenen Grenzen des Handels auszudehnen. Sich selbst von neuen Seiten kennen zu lernen. Über sich selbst hinaus zu wachsen. Doch was braucht es, damit eine Herausforderung in eine große Chance verwandelt wird? – Gastkommentar von Dr. Edith Dusch

Die unvermeidbare Hürde meistern

Wir empfinden es in der Regel als eine Herausforderung, wenn wir einer ungewollten, vielleicht sogar unangenehmen und vor allem schwierigen Situation gegenüber stehen. Oder aber unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse sind aktuell (noch) nicht erfüllt und wir empfinden es as Defizit. Unsere Lebenssituation entspricht nicht unseren Vorstellungen und Erwartungen. Wenn dem so ist, dann sollten wir uns die Frage stellen: „Kann ich es beeinflussen und verändern, und vor allen wie?“ Findet man Wege und Lösungen dafür, wie man selbst aktiv die Initiative ergreifen kann, dann ist Belastung der Herausforderung fürs Erste gemildert. Der Weg der Umsetzung liegt ja noch vor uns. Aber wir blicken mit Zuversicht nach vorne.

Ist die Antwort eindeutig „Nein“, im Sinne von “ich kann selbst nichts tun“, dann müssen wir kreativ werden und einen Weg finden, wie wir damit umgehen. Wie wir einen neuen Zugang zu der Situation (er)finden. Die folgenden zwei Phasen sind kennzeichnend für einen konstruktiven Umgang mit Herausforderungen.

Akezptanzphase

Sobald wir zur Kenntnis genommen haben, dass es eine unveränderliche Situation ist, müssen wir es einmal so akzeptieren wie es ist. Wir müssen es annehmen, dass es aktuell nun mal so ist. Annehmen heißt, den Wiederstand und den emotionalen Kampf gegen die Situation beenden. Einen Kampf, den wir ohnehin nicht gewinnen können, bei dem wir nur Kraft und Energie verschwenden. Annehmen und Akzeptieren ist eine klare Entscheidung. Es ist wichtig, diese Entscheidung bewusst und absichtsvoll zu treffen. Das bedeutet, es wirklich akzeptieren zu wollen, und nicht mehr gegen Windmühlen zu kämpfen. Damit sagen wir „Ja“ zu der Situation, und kommen aus dem Widerstand, heraus. Wir stimmen zu, dass wir nun mal aktuell genau dort stehen, wo wir stehen und nicht wo anders. Wir nehmen unsere Situation so wahr, wie sie im Moment ist. Hilfreich kann dabei sein, sich an ähnlich schwierige Situationen zu erinnern, die man erfolgreich bewältigt hat und so die eigene vertrauensvolle Haltung zu stärken, dass es noch immer Wege und Möglichkeiten gegeben hat. Die Einstellung, dass es durchaus einen Sinn dafür gibt, warum das Leben gerade diese Herausforderung vor die Füße knallt, beziehungsweise sie einem schenkt, kann ebenfalls Kräfte mobilisieren. Sicherlich lässt sich etwas daraus lernen oder es bringt einem am Lebensweg in eine neue Richtung weiter, wo man vielleicht sonst gar nicht gegangen wäre.

Sobald wir diesen inneren Kampf beenden, sozusagen unsere Waffen ablegen, haben wir die Hände frei und uns stehen dann unsere persönlichen Ressourcen wieder zur Verfügung, um neue Ideen und neue Wege zu (er)finden.

Eine unvermeidbare Hürde nicht zu akzeptieren, kann zu einer schmerzvollen Alternative werden in der wir uns anhaltend als das Opfer der Umstände fühlen. Wir würden weiter unter der unveränderlichen Situation leiden und unsere Aufmerksamkeit wäre ständig auf das Negative konzentriert. Uns fehlt dadurch die Kraft und der Glaube, eine Lösung oder einen Weg zu finden. Um aus dieser negativen Spirale herauszukommen führe dir vor Augen und notiere dir die negativen Auswirkungen auf, wenn du in dieser Haltung verharrst. Schreibe dir aber auch alle positiven Aspekte auf, wenn du diese Situation einfach akzeptierst, so wie sie ist.

Phase Neuausrichtung

Unmittelbar mit der Akzeptanz kommt die Neuausrichtung. Die Neuausrichtung beinhaltet ein neues Denken und ein neues Handeln. Es ist der Ausweg aus der unvermeidbaren Situation. Vereinfacht dargestellt finden wir neue Denkanstöße, einen neuen Zugang zu der Situation und daraus resultierend neue Möglichkeiten und neue Handlungsweisen. Es ist der persönliche Weg in die eigene Freiheit, wo wir selbst neu wählen können. Wir nehmen damit die Rolle des Gestalters ein und übernehmen die Verantwortung für eine neue Realität und für neue Möglichkeiten. Die folgenden 5 Punkte helfen dabei, eine Neubewertung der Situation und eine Neuausrichtung zu erschaffen:

1. Verständnis und Erklärung

Verstehen bringt Entspannung. Ohne Verständnis für die Situation oder für die beteiligten Personen bleiben wir oft in Schuldzuweisungen stecken. Wir geben den Umständen, dem Leben oder der anderen Person die Schuld für unsere missliche unveränderliche Lage. Manchmal kann es sein, dass wir es sogar persönlich nehmen. Wichtig ist es, zu beginnen, zu sehen und zu verstehen. Verstehen statt Schuldzuweisung. Verstehen, warum es genau so ist, wie es ist und eine gute Erklärung dafür zu haben, bringt Frieden. Finde eine gute logische – vielleicht sogar eine sinnvolle – Erklärung für die missliche Lage.

2. Vorteile und Möglichkeiten

Jede Medaille hat zwei Seiten und enthält u.U. genauso viele Vorteile wie Nachteile. Womöglich haben wir bisher nur die Nachteile wahrgenommen, und damit einseitig auf die unveränderliche Situation geblickt. Notiere dir alle Vorteile und denke darüber nach, wofür es gut sein kann, dass es genauso ist, wie es ist. Irgendetwas tröstliches lässt sich sicher finden. Etwas Nützliches hat die Sache bestimmt. Es gilt das wertvolle darin zu entdecken, und damit zu dem positiven Kern vorzudringen. Weiters bietet die Situation sicherlich neue Möglichkeiten, die es sonst – ohne diese Situation – vielleicht nicht gäbe. Mache es dir bewusst, welche neue Möglichkeiten es sich für dich jetzt daraus ergeben.

3. Die eigene Lernlektion

Jede Situation bietet Lernchancen. Aus jeder unveränderlichen Situation können wir etwas für uns selbst lernen. Wir könnten lernen vielleicht mutig zu sein, vielleicht neues ausprobieren, vielleicht sich in Geduld zu üben, vielleicht loszulassen, vielleicht vergeben, vielleicht neue Wege gehen, vielleicht das Leben trotzdem zu genießen, vielleicht mehr Fürsorge für sich selbst aufbringen, vielleicht aus der Komfortzone heraustreten … Finde heraus, was du jetzt aus dieser Situation lernen kannst.

4. Das positive Zukunftsbild

Wir können darauf vertrauen, dass alles im Fluss ist, alles verändert sich und nichts bleibt ewig so, wie es aktuell ist. Alles geht vorbei. Auch wenn es jetzt aktuell nicht nach unserem Geschmack ist, können wir vertrauen, dass es in der Zukunft sicherlich noch Möglichkeiten und Gelegenheiten geben wird. Es ist wichtig, ein positives Zukunftsbild zu erschaffen, das uns Hoffnung spendet. Nutze deine Vorstellungskraft, um ein starkes und inspirierendes Bild deiner Zukunft auszumalen. Das ist die Richtung und die Orientierung, wohin du schaust und wohin du gehst.

5. Die neue Intention – das Ziel vor Auge

Der letzte und wichtigste Schritt in der Neuausrichtung ist das Losgehen auf deinem neuen Weg. Hierbei geht es darum, den eigenen Fokus auf das auszurichten, was man selbst gestalten und tun kann. Bewusst das in die Hand nehmen, was man selbst beeinflussen kann. Die neue Intention ist die eigene Besinnung auf ein neues Ziel. Schau hin, was dir im Leben jetzt wirklich wichtig ist zu tun und zu verwirklichen. Richte dich auf das aus, was für dich jetzt zählt und mache das Beste daraus. Und vor allem, genieße es.

Zum Schluss möchte ich dir noch einen letzten Punkt mitgeben: Lass dir Zeit. Es bringt nichts, es schnell übers Knie zu brechen, manches braucht einfach eine gewisse Reifezeit. Manchmal müssen wir auch die eine oder andere Ehrenrunde drehen, bis es sich gefestigt hat. Wichtig ist es zu beginnen, mit Akzeptanz und Schritt für Schritt den Ausweg aus der unveränderlichen Situation zu gehen.

Wir freuen uns, wenn dich dieser Artikel inspiriert hat und anregt, auch herausfordernde, unveränderlichen Situationen gestärkt zu begegnen und gut und erfolgreich zu bewältigen.

Mit den besten Grüßen
Deine Edith Dusch