Elefantenbullen und die Laute von Weibchen

Thursday, 20 April 2017 11:54
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Männliche Elefanten sind stumme Zuhörer und finden die Laute von unbekannten Weibchen attraktiver und anziehender als von vertrauten Weibchen. Dies könnte möglicherweise eine evolutionäre Anpassung sein um Inzucht zu vermeiden. Foto: (c) Anton Baotic/Universität Wien

Elefantenbullen reagieren auf unbekannte Weibchen stärker
Die KognitionsbiologInnen Angela Stöger und Anton Baotic von der Universität Wien erforschen die Kommunikation von Elefanten. Im Speziellen untersuchen sie, wie Elefantenbullen vokalisieren – diese gelten im Gegensatz zu den Weibchen als schweigsame Zuhörer. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Scientific Reports" konnten sie zeigen, dass Elefantenbullen die Laute von unbekannten Weibchen viel attraktiver und anziehender fanden als jene von vertrauten Weibchen: Möglicherweise eine evolutionäre Anpassung, um Inzucht zu vermeiden.
 
"Geheime Sprache" der Elefanten
Afrikanische Elefanten verfügen über ein flexibles Sozial- und Wanderverhalten. Um in Kontakt zu bleiben, produzieren die grauen Riesen sehr tiefe Laute, die teilweise unter der Hörschwelle des Menschen im sogenannten Infraschallbereich liegen. Mit Hilfe dieser Infraschalllaute, die "Rumbles" genannt werden, können sich Elefanten über große Distanzen hinweg verständigen. Diese "geheime Sprache" bietet einen wichtigen Informations- und Kommunikationskanal für die sozial lebenden Dickhäuter.
 
Playbackexperimente um die Bedeutung der Tierlaute zu untersuchen
Im Rahmen eines vom FWF geförderten Projektes beschäftigen sich Angela Stöger und Anton Baotic mit dem Verhalten und der Kommunikation der verhältnismäßig wenig erforschten Elefantenbullen, konkret im "Addo Elephant National Park" in Südafrika. Dabei wenden sie Playbackexperimente an, um die sensorischen und kognitiven Fähigkeiten der männlichen Dickhäuter zu erforschen. Denn nur mittels Playbackexperimenten kann festgestellt werden, welche akustische Information Elefanten auch tatsächlich wahrnehmen, unterscheiden und verarbeiten. Dabei spielen die ForscherInnen einem Tier Audioaufnahmen vor und beobachten dessen Reaktion. So können sie die Bedeutung der Tierlaute und deren Wahrnehmung untersuchen.
 
"Subwoofer" zur Erzeugung von Infraschallanteilen
Die Besonderheit dieser Forschung liegt auch in der technischen Durchführung: Beim Elefanten als Studienobjekt müssen nämlich Laute mit Infraschallanteil (um die 10 Hz) mit etwa 110 dB Lautstärke (gemessen in einem Meter Entfernung) abgespielt werden. Daher braucht es viel Energie und einen großen Resonanzkörper, um die tiefen Töne nachstellen zu können. Beim Feldversuch in Südafrika wurde daher ein 300 Kilogramm schwerer, speziell angefertigter "Subwoofer" zum Einsatz gebracht.
 
In der aktuellen Studie konnten die WissenschafterInnen nachweisen, dass Bullen sich zum Lautsprecher drehten und sich diesem signifikant häufiger näherten, wenn Rumbles von fremden Weibchen abgespielt wurden. Solche Verhaltensweisen werden generell als starke Präferenz gedeutet. "Unser Ergebnis deutet stark darauf hin, dass auch Männchen soziale Information aus Lauten beziehen. Weibchen tun dies vornehmlich, um sich mit ihren Herdenmitgliedern zu koordinieren und zu treffen. Männchen hingegen scheinen diese Fähigkeit primär zu nutzen, um potenzielle Partnerinnen zu finden", erklärt Angela Stöger. Die Präferenz zu Lauten von unbekannten Weibchen könnte auf eine evolutionäre Anpassung hindeuten, bei der Männchen akustische Information nutzen, um Inzucht zu vermeiden.
 
Publikation in "Scientific Reports":
Male African elephants discriminate and prefer vocalizations of unfamiliar females. Angela S. Stoeger & Anton Baotic (Scientific Reports 2017).

Video I:Elefant reagiert auf Rumbles eines unbekannten Weibchens
Video II:Bulle reagiert auf Rumbles eines weiteren unbekannten Weibchens

Quelle: Universität Wien

Kontakt:
Dr. Angela Stöger
Department für Kognitionsbiologie
Universität Wien
1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA I)
M +43-676-783 73 26
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