Neue Fischparasiten entdeckt

Monday, 22 August 2016 09:19

333714 georges pixelio.de Im ältesten und tiefsten See Afrikas (Tanganjikasee) herrscht große Biodiversität und er ist somit für ForscherInnen sehr interessant. Sie entdecken immer wieder neue Arten und damit haben Sie auch relativ freie Wahl bei der Namensgebung. Foto: (c) Georges /pixelio.de

Große Diversität im ältesten See Afrikas
Der Tanganjikasee ist der älteste und tiefste See Afrikas. Weil er besonders viele unterschiedliche Arten von Lebewesen beherbergt, dient er ForscherInnen als Vorzeigemodell für biologische Vielfalt. Vor allem Buntbarsche kommen dort in außergewöhnlich großem Artenreichtum vor. ZoologInnen der Karl-Franzens-Universität Graz rund um Priv.-Doz. Dr. Stephan Koblmüller untersuchen bereits seit Jahren jene Faktoren und Prozesse, die diese Vielfalt auslösen. Doch im See tummelt sich noch mehr Unentdecktes: Ein internationales Forschungsteam mit starker Beteiligung der Uni Graz hat zwei neue Parasitenarten aufgespürt. Es handelt sich um Plattwürmer, die an den Kiemen von Tiefwasserbuntbarschen leben. Eine der beiden Arten wurde „Cichlidogyrus attenboroughi“ genannt, zu Ehren von Sir David Attenborough, dem legendären britischen Tierfilmer und Naturforscher, der heuer seinen neunzigsten Geburtstag feierte. Eine Publikation dazu erschien nun in der aktuellsten Ausgabe des Magazins Parasites & Vectors.


Ein Wurm namens Sir David
Wenn neue Arten entdeckt und beschrieben werden, haben WissenschaftInnen relativ freie Wahl bei der Namensgebung. Deshalb erhalten neue Arten oft Namen von KollegInnen, Freunden, Geliebten oder berühmten Persönlichkeiten. „Wir haben schon längere Zeit mit dem Gedanken gespielt, ein Lebewesen aus dem Tanganjikasee nach Sir David Attenborough zu benennen – als Anerkennung für sein beispielloses Engagement, die Wunder der Natur der breiten Bevölkerung näher zu bringen. Sein neunzigster Geburtstag schien daher besonders passend“, sagt Nikol Kmentová, Parasitologin der Masaryk Universität Brünn. Mehrere Tier- und Pflanzenarten wurden bereits nach Attenborough benannt, jedoch ist dieser Plattwurm die kleinste je ihm zu Ehren benannte Art. „Trotz ihrer geringen Größe von einigen Zehntelmillimeter sind diese Tiere ein beeindruckender Beleg dafür, wozu Evolution fähig ist“, unterstreicht Stephan Koblmüller. Die neu entdeckten Plattwürmer, deren Beschreibungen in der Fachzeitschrift Parasites & Vectors publiziert wurden, sind zumeist äußerst heikel, was die Wahl ihres Wirts betrifft. „Sie sind auf einzelne Fischarten spezialisiert. Gleich nach dem Schlüpfen müssen sie in dem riesigen See einen geeigneten Fisch finden, um, an dessen Kiemen festgeklammert, dort den Rest ihres Lebens zu verbringen“, erklärt der Zoologe.


Einzigartiges Ökosystem
Das Forschen an Tiefwasserfischen stellt eine besondere Herausforderung dar. „Deshalb arbeiteten wir vor allem mit Exemplaren, die für den Verkauf von Fischern auf den lokalen Märkten gefangen wurden“ erklärt Koblmüller. Projektleiter Maarten Vanhove vom Royal Belgian Institute of Natural Sciences in Brüssel, ergänzt: „Wir untersuchen die Parasitenfauna im Tanganjikasee weil wir aufzeigen wollen, dass in diesem alten Ökosystem nicht nur die Vielfalt an Fischen beeindruckend ist, sondern auch die Diversität an auf den ersten Blick weniger spektakulären Organismen, die oft genug übersehen werden.“

 

Publikation: Kmentová N, Gelnar M, Koblmüller S, Vanhove MPM. Deepwater parasite diversity in Lake Tanganyika: description of two monogenean species from benthopelagic cichlid fishes. Parasites & Vectors 9: 426

Quelle: Universität Graz


Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. Stephan Koblmüller
Institut für Zoologie der Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: 0316/380-3978
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Published in life-science